Das “soziale Herz” Bad Vöslaus Anita Tretthann nimmt Abschied.
Mit dem Ende dieser Legislaturperiode geht auch eine Ära zu Ende, denn Sozial-Stadträtin Anita Tretthann tritt zur kommenden Gemeinderatswahl nicht mehr als Kandidatin an. Sie ist und war für viele in der Stadt Bad Vöslau das „soziale Herz“.
„Wir danken Anita von Herzen für ihr Engagement, welches weit über das normale politische Agieren hinausgegangen ist. Sie war in all den Jahren immer persönlich für unsere Bürgerinnen und Bürger und deren Anliegen da, hatte für alle ein offenes Ohr – es wird schwierig werden, diese Lücke im Sozialbereich in Bad Vöslau zu füllen.”
Seit über 40 Jahren lebt die gebürtige Weinviertlerin nun in Bad Vöslau und war immer schon ein engagierter Mensch, unter anderem als Mama im Elternverein der Volksschule Bad Vöslau tätig. In diesem Rahmen wurde die junge Mutter sozusagen auch „entdeckt“ und von LISTEN-Gründer Alfred Flammer angesprochen, bei der Bürgerliste aktiv mitzuwirken. Ab dem Jahr 2000 war Tretthann Mitglied der LISTE Flammer, mit 13.12.2001 zog sie in den Vöslauer Gemeinderat ein, das Sozial und Gesundheitsressort hat sie als Stadträtin nach der Wahl 2015 von ihrer Vorgängerin Inge Kosa übernommen.
„Ich habe damals als Gemeinderätin das Ferienspiel übernommen, für die LISTE Flammer den Familienausflug ins Leben gerufen und bei den Seniorennachmittagen mitgeholfen. Viele Jahre war ich die Deko- und Tombolamutter des Vöslauerballes“, schmunzelt die Stadträtin.
„Ich habe den Job der Gesundheits- und Sozialstadträtin mit viel Leidenschaft und Freude erfüllt. Ich bin dankbar für diese Zeit, ich durfte viele großartige und spannende Menschen kennenlernen. Diese Begegnungen nehme ich dankbar in meinen neuen Lebensabschnitt mit. Natürlich war es nicht immer leicht, manchmal muss man gegen Windmühlen kämpfen, aber aufgeben war und ist nicht meine Philosophie. Lösungsorientiertes und verbindendes Arbeiten war immer mein Ansinnen. Nun gehe ich aus persönlichen Gründen einen neuen Weg, auf dem mir meine Familie und speziell meine lieben Enkelkinder viel Freude bereiten.“
Im Herzen bleibe sie weiterhin eine leidenschaftliche Bad Vöslauerin, die stolz auf die Vielfalt in dieser Stadt ist. Tretthann: „Ich hoffe, mein Fußabdruck aus meiner Zeit als Sozialpolitikerin kann Samen für viele gute und neue Entwicklungen in unserer Heimatstadt sein.“
In all den Jahren war es Tretthann ein Anliegen, gute Netzwerke herzustellen, um gute Tools als Unterstützung für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung zu haben. „Die Basis sind die Netzwerke ‚Gesunde und familienfreundliche Gemeinde‘. Unter diesen beiden Schirmen sind gute Projekte entstanden, die unterstützend für alle Generationen wirken können“, erzählt Tretthann, „wichtig ist und war mir immer die Kommunikation und das Zuhören, um auf die Anliegen der in Bad Vöslau lebenden Menschen reagieren zu können.“ Um dies bestmöglich tun zu können, habe sie sich vieles angeeignet, sich immer weitergebildet und in der langen Zeit ein großes Netzwerk aufgebaut, um auch dementsprechend schnell und unbürokratisch auf die Anliegen der Menschen reagieren zu können. „Ich habe mich auch gerne bei überregionalen Projekten beteiligt“, betont sie, „auch aus diesen konnte ich Wissen und Benefit für die eigene Gemeinde ziehen.“
Ein weiteres Anliegen war der Sozialpolitikerin das Einbringen von Ideen, um das soziale Umfeld der Gemeinde gut gestalten zu können. So sind viele wichtige Projekte unter ihrer Federführung entstanden wie beispielsweise:
- Für Kinder: Babytreff, Willkommensrucksack, Deutschkurse im KIGA zur Vorbereitung auf MIKA-D, Hausaufgabenbetreuung, Förderung Nachmittagsbetreuung und Essen
- Für Frauen: Frauenberatung, Netzwerk der AlleinerzieherInnen, Aktionen wie „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ (Frauenfrühstück,…)
- Für Familien: Mutter-Elternberatung
- Im Bereich Gesundheit: Community Nurses, Eröffnung einer Kassen-Gruppenpraxis in Bad Vöslau beim College Garden Hotel, jährliche Förderung von Gesundheitsprojekten, kostenlose Bewegungsangebote im Sommer
- Für die ältere Generation & zur Prävention: Betreutes Wohnen, Demenzschwerpunkt, Kneippanlage und Calistanics-Anlage
- Für die Jugend: Jugendarbeit in Kooperation mit TANDEM (Planung des Büros in Bad Vöslau), psychosoziale Schularbeit
- Regelmäßiger Beirat BH, Polizei, Gemeinde und Community Nurses
- HIPPY-Projekt
- Betreuung von Migranten und Migrantinnen – Schwerpunkt 2015 (Deutschkurse, Wohnungssuche, Unterstützung bei Amtswegen
- Während der Coronakrise: Einrichtung ein Teststraße, Gründung der Gruppe „Bad Vöslau hilft“, Organisation des Impfbusses, Persönliche Weiterhilfe bei Langzeiterkrankungen
- Roter Nasenlauf
- Ukraine Sommercamp im Sommer 2023- ein gelungenes Herzensprojekt
Viele der genannten Projekte gehören für die Vöslauerinnen und Vöslauer mittlerweile zum Alltag und sind aus dem Stadtgeschehen nicht mehr wegzudenken wie beispielsweise der Babytreff, das Willkommensgeschenk für Neugeborene, der Kindersachenflohmarkt in der Geymüllerhalle, die Lesebuddies in den Schulen, die Community Nurses mit den dazugehörigen Veranstaltungen und Vortragsreihen, das Programm „Vorsorge Aktiv“, die NÖ Challenge, Hausaufgabenbetreuung, die Reihe „Bewegt im Park“, die Mutter -Elternberatung im Rathaus und der „verkehrte Adventkalender“.
Im Herzen Sozialpolitikerin durch und durch, sieht Anita Tretthann als drängendste Themen unserer Zeit die Unterstützung bei der Wohnraumschaffung, den Kampf gegen die zunehmende Kinderarmut (auch in Österreich), bessere Arbeitszeitmodelle für Frauen im Job zu schaffen, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen. Außerdem müsse man für Chancengleichheit im Bildungssystem eintreten, bessere Hilfestellung für Alleinerzieher:innen gewährleisten, das österreichische Fördersystem für Kinder überdenken, ebenso die medizinische Primärversorgung, Gewaltprävention und Aufklärung sowie das Thema „Kinder und digitale Medien“ gesellschaftlich im Auge behalten. Alles Themen, die für die scheidende Sozialstadträtin unter den Nägeln brennen und auch regional runtergebrochen in einer Gemeinde wie Bad Vöslau spürbar sind.
Tretthann: „Die Zahl der Bedürftigen hat sich im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte verschärft, für viele sind finanziell größere Hürden zu nehmen.“ Daher müssten die Kommunen ihre Strukturen überdenken und eventuell mit eigenen Ansprechpartner:innen wie Sozialarbeiter:innen oder einem „Gesundheitskoordinator“ die sozialen Probleme in ihrer Gemeinde bearbeiten, blickt die scheidende Stadträtin aus ihrer Erfahrung heraus in eine mögliche Zukunft der Sozialpolitik: „Wer auch immer nach der kommenden GR-Wahl mein Ressort übernehmen wird, dem wünsche ich für die Zukunft ein breiter aufgestelltes Team, um für die Menschen adäquat da sein und neue Projekte umsetzen zu können.
Fotocredit: LISTE Flammer
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